Eine Meisterschaft gekrönt durch eine grandiose Leistung auf dem Nürburgring
Weltfinale der Gran Turismo World Series 2025 – Nations Cup
FUKUOKA, Japan – Der lange Weg, der jede Saison der Gran Turismo World Series ausmacht, fand an diesem Wochenende am Ufer von Hakata beim Weltfinale seinen Abschluss. Für einen entscheidenden Moment in Fukuoka traten die abstrakten Punktetabellen und regionalen Qualifyings in den Hintergrund und wurden durch etwas Elementareres ersetzt. Was blieb, war die reinste Form des Wettkampfes – unter Druck gemessene Geschwindigkeit, Durchführung ohne Spielraum und Leistung genau dann, wenn es darauf ankommt.
Das International Congress Center Fukuoka wurde in eine eigens errichtete E-Sport-Arena umgewandelt. Zwölf der besten „Gran Turismo“-Fahrer der Welt nahmen ihre Plätze ein, wohl wissend, dass es jetzt ernst wurde und es keine zweiten Chancen mehr gab.
Nach dem dramatischen Finale im Manufacturers Cup, bei dem Porsche als erster nicht-japanischer Hersteller die Meisterschaft gewann, richtete sich die Aufmerksamkeit auf den Nations Cup. In dieser Meisterschaft treten Fahrer gegen Fahrer und Nation gegen Nation an. Mit dabei sind die drei Bestplatzierten der Serie 2024 sowie die bestplatzierten Qualifikanten aus jeder Region der Welt. Nach drei hart umkämpften Runden kam der Spanier Jose Serrano mit einem komfortablen Vorsprung von insgesamt 17 Punkten nach Fukuoka, doch die Vergangenheit hatte gezeigt, dass Vorsprünge vor dem Weltfinale, bei dem es um so viele zusätzliche Punkte geht, sehr fragil sein können.
Das „Nations Cup“-Weltfinale bestand aus drei Rennen: zwei Vorläufe, in denen Meisterschaftspunkte vergeben und die Startreihenfolgen stufenweise bestimmt wurde. Rennen 1 bestimmte die Startreihenfolge für Rennen 2, während die Ergebnisse aus Rennen 2 die Startaufstellung für das Große Finale festlegten, sodass jede Runde von Bedeutung war. Für die ersten beiden Rennen wurden doppelte Punkte vergeben, ebenso wie für das Große Finale, sodass weiterhin jeder die Meisterschaft gewinnen konnte ... oder verlieren.
Während die Zuschauer voller Vorfreude waren, wurde die Arena virtuell nach Belgien und auf den legendären Circuit de Spa-Francorchamps verlegt. Dort stiegen die Fahrer in eine bunte Mischung aus Le-Mans-Prototypen – Fahrzeuge aus Vergangenheit und Gegenwart, darunter auch zwei, die nur in der digitalen Welt existieren – und bereiteten die Bühne für einen „Nations Cup“-Showdown, der die Geschichte des Motorsports mit der einzigartigen Zukunftsvision von Gran Turismo verband.
Rennen 1: Circuit de Spa-Francorchamps, 8 Runden
Boxenstopps waren nicht gefordert und das Sprintformat verlangte vollen Einsatz von der Eröffnungsrunde an. Die Fahrer verloren keine Zeit und gaben mit ihren Le-Mans-Prototypen sofort Vollgas, sodass das Spektakel direkt losging. Gruppe-C-Klassiker donnerten an der Seite von modernen LMP-Autos. Epochen prallten aufeinander, sodass es fast unwirklich erschien, auf einer „Gran Turismo“-Strecke jedoch vollkommen vertraut wirkte.
Kaj de Bruin (R8G_Kajracer) aus den Niederlanden im Toyota GT-One führte das Feld aus der Pole Position an. Neben ihm in der ersten Startreihe stand der Kanadier Samuel Cardinal (PRiMA_Quartz) im Sauber Mercedes C9, dicht gefolgt vom Führenden in der Meisterschaft, Jose Serrano (JoseSerrano_16) aus Spanien im Peugeot 908 HDi FAP.
Der Japaner Takuma Miyazono (ZETA_Miyazono) kam in seinem Mazda 787B mit 4-Scheiben-Wankelmotor mit de Bruin in Kontakt und drängte den Spitzenreiter von der Strecke. Der Vorfall ermöglichte es Serrano und dem Franzosen Kylian Drumont (R8G_Kylian19) im Nissan R92CP, an die Spitze zu gelangen. Miyazono erhielt später eine Sekunde Zeitstrafe für die Aktion, aber als die erste Runde beendet war, begannen Serrano und Drumont bereits, sich vom Feld abzusetzen.
Während sich die Führenden auf ein eigenes Highspeed-Duell einließen, entbrannte hinter ihnen ein heftiger Kampf. Position 3 stand im Fokus, denn Miyazono, der Spanier Pol Urra (PolUrra) im Jaguar XJR-9, der Chilene Angel Inostroza (Veloce_Loyrot) im Audi R18 und der Japaner Takuma Sasaki (SZ_TakuAn22) im Porsche 919 Hybrid lagen weniger als eine Sekunde auseinander. Über mehrere Runden hinweg wechselten die Positionen von einer Kurve zur nächsten, wobei alle Fahrer mutige Manöver, spätes Bremsen und jede Menge Nervenstärke an den Tag legten.
In den Schlussrunden startete Drumont seinen letzten Angriff und versuchte, an Serrano vorbeizuziehen. Doch „El Rayo de Granada“ zeigte keine Schwäche und verteidigte seine Position mit Präzision und Souveränität. Als die karierte Flagge geschwenkt wurde, überquerte Serrano als Erster die Ziellinie, Drumont sicherte sich den 2. Platz und Miyazono beendete ein turbulentes Rennen mit einem hart erkämpften Platz 3.
Rennen 2: Circuit Gilles-Villeneuve, 17 Runden
Der nächste Schauplatz war Kanada für das zweite Rennen des Tages, das eine ganz andere Herausforderung mit sich brachte. Dieser Wettkampf erforderte einen Reifenwechsel, wobei jeder Fahrer mindestens eine Runde sowohl mit mittleren als auch mit weichen Dunlop-Reifen absolvieren musste. Das Fahrerfeld saß im Gran Turismo F3500-B, einem Fahrzeug, das von der Formel 1 der 1990er Jahre inspiriert ist und von einem V10-Saugmotor angetrieben wird, der Präzision belohnt und bei hohen Drehzahlen einen wunderbaren Sound erzeugt.
Jose Serrano aus Spanien führte das Feld auf weichen Reifen durch die erste Kurve und übernahm sofort die Kontrolle über das Rennen. Doch hinter ihm brach das Chaos aus. Der Spanier Pol Urra, der von Position 4 gestartet war, verschätzte sich beim Bremsen und prallte gegen das Heck von Kylian Drumonts Auto, wodurch der Formel-Rennwagen des Franzosen von der Strecke rutschte. Die Kollision war unbeabsichtigt, hatte jedoch schwerwiegende Folgen. Drumont kehrte auf Position 9 ins Rennen zurück – ein Albtraumstart für den sonst so besonnenen Franzosen. Gegen Urra wurde wegen des Vorfalls eine 3-Sekunden-Strafe verhängt, die er später im Rennen verbüßte.
Im Verlauf des Rennens demonstrierte Serrano der Welt, dass er in einer ganz anderen Liga fuhr als die anderen. Runde für Runde vergrößerte sich sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten Takuma Miyazono – in Runde 5 betrug der Abstand fast drei Sekunden. In Runde 11, nachdem alle Fahrer ihren obligatorischen Boxenstopp eingelegt hatten, war er auf fast vier Sekunden angewachsen.
Weiter hinten gelang Drumont eine beherzte Aufholjagd. Bis zur 11. Runde hatte er sich von der 9. auf die 6. Position vorgearbeitet und damit eine Entschlossenheit bewiesen, die einem ehemaligen E-Sport-Olympiasieger würdig war. Zwei Runden später nutzte der ehemalige „Nations Cup“-Champion Valerio Gallo (OP_BRacer) seine frischen weichen Reifen und schob sich an Urra vorbei, der jetzt auf mittleren Reifen unterwegs war, um sich Position 3 zu sichern.
Als die karierte Flagge geschwenkt wurde, war Serranos Dominanz nicht mehr zu leugnen. Er sicherte sich seinen zweiten Sieg des Tages und lag mehr als fünf Sekunden vor Miyazono und ganze zehn Sekunden vor Gallo, der das Podium komplettierte. Das Ergebnis verschaffte Serrano einen souveränen Vorsprung vor dem Großen Finale. Mit einem 6. Platz oder besser würde er die Meisterschaft gewinnen.
Auf dem Papier sah es nach einer Entscheidung aus. Aber der Motorsport, ob virtuell oder real, führt uns immer wieder vor Augen, dass nichts entschieden ist, bis die letzte Runde gefahren wurde.
Großes Finale: Nürburgring (24h), 7 Runden
Das Große Finale war ein sieben Runden umfassender Showdown auf der 24-Stunden-Strecke des Nürburgrings, einer Konfiguration, die die moderne Grand-Prix-Strecke mit der legendären Nordschleife verbindet – eine anspruchsvolle 25 Kilometer lange Strecke mit über 170 Kurven. Im Red Bull X2019 Competition, der in ihren Nationalfarben lackiert war, sahen sich die Fahrer einem virtuellen Rennwagen ohne Beschränkungen gegenüber. Mit Geschwindigkeiten von über 300 km/h versprach das Rennen ebenso anspruchsvoll wie spektakulär zu werden. Zwei Boxenstopps waren vorgeschrieben für Reifenwechsel – weiche, mittlere und harte Mischungen mussten allesamt zum Einsatz kommen – und zum Tanken, sodass die Strategie ebenso wichtig war wie die reine Geschwindigkeit.
Das Rennen war sofort spannend. In der ersten Kurve versuchte Takuma Miyazono, Jose Serrano zu überholen, um die Führung zu übernehmen, doch der Spanier verteidigte seine Position erfolgreich. Als das Feld auf die Nordschleife fuhr, pendelte sich das Tempo ein, wobei sich das führende Quartett auf weichen Dunlop-Reifen vom Verfolgerfeld auf mittleren Reifen absetzen konnte. In der Mitte der ersten Runde beging Serrano einen seiner seltenen Fehler und sein Fahrzeug kam ins Schleudern und schlitterte ins Gras. Valerio Gallo, der ausweichen musste, geriet ebenfalls ins Gras und drehte sich, wodurch Pol Urra die Führung übernahm und der Italiener auf Position 8 zurückfiel. Serrano erholte sich schnell und sicherte sich Position 2 vor Miyazono auf Position 3. Nur wenige Kurven später schlug Serrano zu, überholte Urra auf der langen Geraden und holte sich die Führung zurück.
Die Spitzenreiter legten am Ende von Runde 2 einen Boxenstopp ein, wobei sich die Strategien zu unterscheiden begannen. Urra und Miyazono entschieden sich für mittlere Reifen, während Serrano beschloss, seinen Stint mit der harten Mischung früh zu absolvieren. Nachdem Serrano und andere ihre Boxenstopps eingelegt hatten, übernahmen jene die Führung, die auf mittleren Reifen geblieben waren. Kylian Drumont, gefolgt von Takuma Sasaki und Guy Barbara aus Australien (OP_Twitchy), fuhren an der Spitze, bevor sie in der darauffolgenden Runde in die Box kamen.
Obwohl Serrano mit den langsameren harten Reifen fuhr, hielt er ein unerbittliches Tempo aufrecht und behauptete einen Vorsprung von etwa fünf Sekunden auf Urra und Miyazono. Hinter ihnen war Gallo erneut auf dem Vormarsch und kämpfte sich zurück ins Rennen. Zur Mitte von Runde 4 hatte er sich auf Position 4 vorgearbeitet. Die Aufmerksamkeit richtete sich dann auf Serranos Kraftstoffsituation. Da er bei seinem letzten Boxenstopp nicht aufgetankt hatte, fuhr er mit nur noch 14 Litern weiter, während seine Konkurrenten mehr als 40 Liter im Tank hatten. Bemerkenswerterweise kam er mit einer Tankanzeige von null in die Box. Serrano behauptete später, das sei berechnet gewesen, obwohl kaum jemand glaubte, dass er so knapp kalkuliert hatte. Unabhängig davon schaffte er es, tankte fast einen kompletten Tank auf und wechselte für die letzten drei Runden auf mittlere Reifen. Dieser Wechsel entschied das Rennen praktisch, da seine Verfolger für ihren letzten Stint auf die langsameren Reifen mit harter Mischung umsteigen mussten.
Als die letzte Runde der Boxenstopps absolviert war, lagen Miyazono und Urra kurzzeitig in Führung. Serrano holte jedoch systematisch auf und eroberte sich zu Beginn der letzten Runde Position 1 zurück. Hinter ihm entbrannte der Kampf um Position 2. Der amtierende und zweifache „Nations Cup“-Champion Takuma Miyazono lieferte sich mit Pol Urra ein packendes Duell auf hohem Niveau, in dem sich beide Fahrer von ihrer besten Seite zeigten. Kurve um Kurve lieferten sich die beiden einen Schlagabtausch mit Tempo und Präzision, doch letztendlich gab Miyazonos Erfahrung den Ausschlag und sicherte ihm den 2. Platz und den Titel des Vizemeisters. Urra folgte dicht dahinter und belegte mit seinem 3. Platz als zweiter spanischer Fahrer einen Platz auf dem Meisterschaftspodium.
Jedoch gehörte dieser Tag – und die Serie – eindeutig Serrano. Mit seinem Sieg sicherte er sich den „Nations Cup“-Titel mit einem beispiellosen Vorsprung von 20 Punkten und krönte damit ein dominantes Weltfinale, das auch einen Erfolg im Manufacturers Cup beinhaltete, was ihn zum Doppelchampion des Jahres 2025 machte. Es war eine Saison der Kontrolle, der Beständigkeit und der unbeirrbaren Fähigkeit, in den entscheidenden Momenten zu überzeugen.
Der als „El Rayo de Granada” (der Blitz aus Granada) bekannte Fahrer äußerte sich nach dem Rennen wie folgt: „Ehrlich gesagt, finde ich keine Worte, um meine Gefühle im Moment zu beschreiben. Ich bin sehr glücklich über dieses Jahr – es war nahezu perfekt für mich, da ich den Manufacturers Cup und den Nations Cup gewonnen habe. Zu Beginn dieses Rennens sind mir viele Fehler unterlaufen. Im letzten Jahr habe ich die falsche Strategie gewählt, daher habe ich dieses Jahr eine andere ausprobiert, und es hat geklappt.”
Gran Turismo World Series 2025 Weltfinale – Ergebnisse im Nations Cup
Qualifying-Zeitrennen
- Fahrzeug:
- Gran Turismo F3500-B
- Strecke:
- Circuit Gilles-Villeneuve
| RANG | Land/Fahrer | ZEIT | Abstand |
|---|---|---|---|
|
1
|
|
1'15.202 | |
|
2
|
|
1'15.255 | +0.053 |
|
3
|
|
1'15.361 | +0.159 |
|
4
|
|
1'15.370 | +0.168 |
|
5
|
|
1'15.394 | +0.192 |
|
6
|
|
1'15.423 | +0.221 |
|
7
|
|
1'15.464 | +0.262 |
|
8
|
|
1'15.641 | +0.439 |
|
9
|
|
1'15.767 | +0.565 |
|
10
|
|
1'16.052 | +0.850 |
|
11
|
|
1'16.665 | +1.463 |
|
12
|
|
1'17.924 | +2.722 |
Rennen 1
- Fahrzeug:
- Aus 12 Prototypenfahrzeugen ausgewählt
- Strecke:
- Circuit de Spa-Francorchamps
- Runden:
- 8
| RANG | Land/Fahrer | ZEIT | PUNKTE |
|---|---|---|---|
|
1
|
|
16'26.282 | 12 |
|
2
|
|
+0.969 | 10 |
|
3
|
|
+6.973 | 8 |
|
4
|
|
+7.115 | 7 |
|
5
|
|
+7.751 | 6 |
|
6
|
|
+8.390 | 5 |
|
7
|
|
+11.506 | 4 |
|
8
|
|
+14.900 | 3 |
|
9
|
|
+15.170 | 2 |
|
10
|
|
+15.198 | 1 |
|
11
|
|
+19.798 | 0 |
|
12
|
|
1Lap | 0 |
- Schnellste Runde:
- Takuma Sasaki Japan 2'02.236
Rennen 2
- Fahrzeug:
- Gran Turismo F3500-B
- Strecke:
- Circuit Gilles-Villeneuve
- Runden:
- 17
| RANG | Land/Fahrer | ZEIT | PUNKTE |
|---|---|---|---|
|
1
|
|
22'10.501 | 12 |
|
2
|
|
+5.172 | 10 |
|
3
|
|
+10.151 | 8 |
|
4
|
|
+12.475 | 7 |
|
5
|
|
+16.600 | 6 |
|
6
|
|
+17.894 | 5 |
|
7
|
|
+20.886 | 4 |
|
8
|
|
+24.166 | 3 |
|
9
|
|
+26.708 | 2 |
|
10
|
|
+30.967 | 1 |
|
11
|
|
+36.946 | 0 |
|
12
|
|
DNS | 0 |
- Schnellste Runde:
- Jose Serrano Spanien 1'16.018
Großes Finale
- Fahrzeug:
- Gran Turismo Red Bull X2019 Competition
- Strecke:
- Nürburgring (24h)
- Runden:
- 7
| RANG | Land/Fahrer | ZEIT | PUNKTE |
|---|---|---|---|
|
1
|
|
46'05.433 | 24 |
|
2
|
|
+5.831 | 20 |
|
3
|
|
+7.909 | 16 |
|
4
|
|
+9.225 | 14 |
|
5
|
|
+9.383 | 12 |
|
6
|
|
+9.695 | 10 |
|
7
|
|
+13.862 | 8 |
|
8
|
|
+22.266 | 6 |
|
9
|
|
+24.135 | 4 |
|
10
|
|
+24.167 | 2 |
|
11
|
|
+57.389 | 0 |
|
12
|
|
DNS | 0 |
- Schnellste Runde:
- Jose Serrano Spanien 6'20.189


