Rennberichte

Windschattenfahren, Drama und wilde Manöver dominieren den Daytona-Showdown in Runde 3 des Gran Turismo World Series Nations Cup

Gran Turismo World Series 2025 – Runde 3 – Nations Cup

Los Angeles, USA – Runde 3 der Gran Turismo World Series (GTWS) fand am 8. November (Ortszeit) im schillernden Herzen von Los Angeles statt und begeisterte das Publikum im ausverkauften historischen Orpheum Theatre – einem Juwel aus Hollywoods goldenem Zeitalter, in dem einst Filmpremieren und Vaudeville-Legenden auftraten. Unter der vergoldeten Decke und den Marquee-Lichtern sorgte das Dröhnen virtueller Motoren für die passende Musik und Atmosphäre, während die Bühne vom Weltklasse-Sim-Racing erobert wurde.

Nach einem atemberaubenden Ergebnis im Manufacturers Cup rückte der Nations Cup ins Rampenlicht, wo Stolz, Leidenschaft und Präzision aufeinanderprallten. Zwölf der schnellsten Fahrer der Welt kämpften als Repräsentanten ihrer Heimatländer um den ultimativen Titel: „Nations Cup“-Champion. Sie setzten sich aus den drei Bestplatzierten der Saison 2024 und den bestplatzierten Teilnehmern des Qualifyings aus jeder Region der Welt zusammen. Sie versammelten sich in der Stadt der Engel, um zu entscheiden, wer der schnellste GTWS-Fahrer der Welt ist. Nach den ersten zwei Runden lag Jose Serrano aus Spanien mit 12 Punkten deutlich in Führung, gefolgt von Valerio Gallo aus Italien (9 Punkte) und einem weiteren Spanier, Pol Urra (6 Punkte). Als Erstes stand das Sprintrennen auf dem Programm.

Sprintrennen: Watkins Glen – Langstrecke, 13 Runden

Obwohl es nicht um Meisterschaftspunkte ging, hatte dieses Rennen eine enorme Bedeutung – es würde die wichtige Startaufstellung für das Große Finale in Runde 3 des Nations Cup bestimmen. Austragungsort war Watkins Glen, eine legendäre Rennstrecke mit langer Geschichte. Alle Fahrer saßen am Steuer des ikonischen Chaparral 2J – dem berühmten „Lüfter-Auto“, benannt nach seinem revolutionären Lüftersystem, das das Auto in Kurven buchstäblich an den Asphalt saugt, den Gesetzen der Physik trotzt und Puristen mit seinem gewagten Design begeistert.

Der Niederländer Kaj de Bruin (R8G_Kajracer) fuhr im Qualifying eine sehr starke Runde und sicherte sich die Pole Position. Nur knapp dahinter landete der Franzose Kylian Drumont (R8G_Kylian19) auf Position 2, während der Führende der Serie, Jose Serrano (JoseSerrano_16) aus Spanien, Startposition 3 belegte. Da ein Boxenstopp vorgeschrieben war und die weichen Dunlop-Reifen vor dem Erreichen der Ziellinie ihren Grip verlieren würden, stellte sich schon früh die Frage nach der Strategie. Würden die Fahrer das Risiko eingehen, mit abgenutzten Reifen weiterzufahren, oder würden sie auf neue Reifen wechseln? Die weichen Reifen würden die 13 Runden des Rennens voraussichtlich nicht ganz bis zum Ende durchhalten.

Nach einem sauberen Start formierte sich das Feld und navigierte in den ersten Runden vorsichtig durch die Hochgeschwindigkeitskurven von Watkins Glen. Doch in Runde 3 wich die Ruhe einem regelrechten Action-Sturm. Drumont und Serrano starteten ihren Angriff auf der Gegengeraden und schoben sich am Führenden de Bruin vorbei. Nur wenige Augenblicke später kam einer der Favoriten und ehemaliger „Nations Cup“-Champion, der Italiener Valerio Gallo (OP_Bracer), in der Schikane von der Strecke ab und fiel ans Ende des Feldes zurück.

Schon bald kam Strategie ins Spiel. Während des Boxenstopps sprang der Chilene Angel Inostroza (Veloce_Loyrot) – direkt nach seinem Sieg im Manufacturers Cup – von Position 3 an die Spitze, nachdem er sich entschieden hatte, die Reifen nicht zu wechseln, und so bei seinem Boxenstopp wertvolle Sekunden einsparen konnte. Serrano und Drumont kamen mit frischen Dunlop-Reifen direkt hinter ihm aus der Box und nahmen die Verfolgung auf. Als Inostrozas Reifen schließlich an Grip verloren, erwies sich das unerbittliche Tempo von Serrano und Drumont mit ihren weichen Reifen als zu stark. In Runde 10 überholten die beiden den schwächelnden Chilenen und übernahmen wieder die Führung.

Als die karierte Flagge geschwenkt wurde, überquerte Serrano als Erster die Ziellinie und sicherte sich damit die Pole Position für das alles entscheidende Große Finale. Damit hatte er die optimale Ausgangsposition, um seine perfekte Meisterschaftsbilanz aufrechtzuerhalten. Drumont belegte einen starken zweiten Platz, während der Japaner Takuma Miyazono (Kerokkuma_ej20) mit einer herausragenden Leistung von Position 8 auf den dritten Platz vorfuhr. Auch der Franzose Thomas Labouteley (BSCOMP_Aphe) beeindruckte und kämpfte sich vom Ende des Feldes bis auf den sechsten Platz vor.

Als Nächstes stand das Große Finale an und die Frage, die sich alle stellten, war: „Könnte irgendjemand Jose Serrano, „El Rayo de Granada“ (Blitz aus Granada), aufhalten?“

Großes Finale: Daytona – Straßenkurs, 30 Runden

Der Schauplatz für das Hauptereignis des Tages war kein geringerer als der legendäre Daytona Speedway – Straßenkurs, Heimat des berühmten 24-Stunden-Rennens von Daytona. Dort stiegen 12 der weltbesten Fahrer in den rasanten Red Bull X2019 Competition, ein Auto, das so extrem ist, dass die einzigen Grenzen die Fähigkeiten und Nerven der Fahrer selbst sind. Dreißig Runden trennten sie vom Ruhm. Die Strategie würde über alles entscheiden, wobei die Reifenwahl – weiche, mittlere und harte Mischungen – den Verlauf des Rennens bestimmen würde. Und da die geneigten Ovalabschnitte atemberaubende Windschattenduelle bei Geschwindigkeiten von über 320 km/h versprachen, war eines garantiert: Drama.

Schon in der ersten Runde konnte Kylian Drumont im Windschatten von Jose Serrano durch die Steilkurve ziehen und sich an die Spitze setzen. Das war ein Vorzeichen für den weiteren Verlauf des Rennens – die beiden sollten bis zum Ende des Events noch mehrmals Positionen tauschen.

Hinter ihnen holte Thomas Labouteley aus Frankreich auf, überholte in Runde 2 den Spanier Pol Urra (PolUrra) und kletterte auf Position 5. Vor ihm lag Kaj de Bruin solide auf Position 3 – bis in Runde 4 ein Unglück geschah. Der fliegende Holländer verlor sein Momentum, nachdem ihn ein unbeabsichtigter Kontakt mit dem Japaner Takuma Miyazono ins Schleudern brachte und er sich in der Haarnadelkurve drehte. De Bruin fiel auf Position 8 zurück, während Miyazono eine Sekunde Strafe erhielt, die ihn einen Platz in der Rangfolge kostete.

Das Feld fand dann seinen Rhythmus, jeder Fahrer passte sein Tempo und seinen Kraftstoffverbrauch an und wartete ab, bis die entscheidenden strategischen Kämpfe anstanden. Bis zur 12. Runde hatten nur vier Autos einen Boxenstopp eingelegt, darunter Valerio Gallo, der das Rennen von Position 11 mit harten Reifen begonnen hatte. Er wechselte auf mittlere Reifen, in der Hoffnung, sich durch das Feld nach vorne zu kämpfen.

Die Führenden waren in Runde 13 an der Reihe und entschieden sich alle für harte Reifen. Als sich der Staub nach dem Boxenstopp gelegt hatte, lag Serrano wieder in Führung, dicht gefolgt von Labouteley, Drumont, Miyazono und Urra – eine eng beieinanderliegende Gruppe, die bereit war, eine weitere Runde Hochgeschwindigkeitskampf zu liefern.

Zur Hälfte des Rennens war klar: Jetzt geht es richtig zur Sache. Alle Fahrer schalteten in den Angriffsmodus und die Spannung erreichte ihren Höhepunkt. Labouteley schob sich an Serrano vorbei und übernahm die Führung, während Urra Miyazono überholte und auf Position 4 vorrückte. Ein paar Kurven später tauschten beide nach einer Reihe gewagter Manöver und hauchdünner Vorsprünge wieder die Positionen. Das Rennen war hart und hektisch, weniger als zwei Sekunden trennten die ersten fünf Autos voneinander.

Während die Runden vergingen, schrieb ein Fahrer still und leise das Drehbuch um. Gallo, ein früherer „Nations Cup“-Champion, arbeitete sich mit chirurgischer Präzision durch das Feld. In Runde 20 sangen seine mittleren Reifen und er stürmte an den anfänglich führenden Drumont und Serrano vorbei. Der italienische Hengst galoppierte wie der Wind – unaufhaltsam, unerbittlich und wieder voll auf Kurs.

Der letzte Boxenstopp stand bevor und es stand alles auf dem Spiel. Die ersten sieben Fahrer lagen nur eine Sekunde auseinander und auch der Australier Guy Barbara (OP_Twitchy) befand sich jetzt mitten im Kampf ums Podium. In Runde 23 fuhren die Spitzenreiter gemeinsam in die Box, wechselten auf griffige weiche Reifen und tankten gerade so viel Kraftstoff, dass sie in Ziel kommen würden.

Urra kam als Erster raus, weil er am wenigsten Sprit getankt hatte, gefolgt von Labouteley, Miyazono, Gallo, Serrano, Drumont und Barbara, sodass sich sieben Autos ein Sprintfinale lieferten. Die letzten Runden waren ein einziger Wahnsinn – die Autos fuhren mit über 300 km/h nebeneinander und tauschten mit atemberaubender Präzision Positionen und Fahrzeuglack. Keiner der Fahrer war bereit, auch nur einen Millimeter nachzugeben. Inmitten des heftigen Kampfes nutzte Urra das Chaos zu seinem Vorteil und baute seinen Vorsprung mit Methode aus.

Als sich der Staub endlich gelegt hatte, war es erneut ein Spanier, der den Sieg davontrug, aber vielleicht nicht der, den das Publikum erwartet hatte. Pol Urra überquerte als Erster die Ziellinie und sicherte sich damit einen sensationellen Sieg und wichtige Meisterschaftspunkte. Sein Landsmann Jose Serrano folgte dicht dahinter auf Platz 2 und der französische Falke (Le Faucon Français), Kylian Drumont, komplettierte nach einem weiteren spannenden „Nations Cup“-Showdown das Podium.

Obwohl ihm diesmal der Sieg verwehrt blieb, hatte Serrano mit 17 Punkten weiterhin die Führung in der Meisterschaft inne. Urras Triumph katapultierte ihn mit 12 Punkten auf den 2. Platz, während der Italiener Valerio Gallo nach einem hart umkämpften Rennen mit 11 Punkten auf den 3. Platz vorrückte. Dicht dahinter lauerte der stets gefährliche Takuma Miyazono aus Japan, der jetzt mit sieben Punkten in Schlagdistanz den 4. Platz belegt.

Urra sagte nach dem Rennen: „Ein Sieg ist immer gut, besonders nach dem, was in Berlin passiert ist (wo mir ein taktischer Fehler unterlaufen ist). Ich fühle mich wie ausgewechselt. Zu Beginn des Rennens war es schwierig, den Führenden zu folgen, weil ich überhaupt kein Tempo aufnehmen konnte. Mit den harten Reifen fühlte ich mich sehr wohl, mit den weichen ebenso. Als ich einmal einen Vorsprung herausgefahren hatte, konnte ich mich auf meinen Rhythmus konzentrieren und die Kämpfe hinter mir haben mir definitiv geholfen, die Führung zu halten.“

Die Bühne ist jetzt bereit für das Weltfinale im japanischen Fukuoka, wo noch sechs Fahrer die Chance auf den „Nations Cup“-Titel 2025 haben. Niemand weiß, wer am Ende gewinnen wird, aber wenn man sich nach der aktuellen Lage richtet, könnte es klug sein, sein Geld auf einen der beiden spanischen Spitzenfahrer zu setzen. Dennoch wäre es ein Fehler, ehemalige Champions wie Takuma Miyazono und Valerio Gallo oder den Olympiasieger Kylian Drumont außen vor zu lassen. Und dann ist da noch der Außenseiter Takuma Sasaki (SZ_TakuAn22), der darauf wartet, die Welt zu verblüffen, sollte alles perfekt zusammenkommen. Schließlich ist im Motorsport alles möglich.

Über den VerfasserSam Mitani

Sam Mitani, ehemaliger International Editor beim Magazin Road & Track und Kolumnist für mehrere internationale Publikationen, ist heute ein preisgekrönter Buchautor. Seine Prototype-Trilogie umfasst drei Spionagekrimis mit Automobilbezug und ist auf Englisch erhältlich. Eine japanische Version soll im Dezember 2025 erscheinen.

Gran Turismo World Series 2025 Runde 3 – Ergebnisse im Nations Cup

Qualifying-Zeitrennen

Fahrzeug:
Gran Turismo Red Bull X2019 Competition
Strecke:
Daytona – Straßenkurs
RANG Land/Fahrer ZEIT Abstand
1
Kaj de Bruin
Niederlande
1'23.358
2
Kylian Drumont
Frankreich
1'23.483 +00.125
3
Jose Serrano
Spanien
1'23.513 +00.155
4
Angel Inostroza
Chile
1'23.558 +00.200
5
Valerio Gallo
Italien
1'23.563 +00.205
6
Takuma Sasaki
Japan
1'23.611 +00.253
7
Pol Urra
Spanien
1'23.724 +00.366
8
Takuma Miyazono
Japan
1'23.884 +00.526
9
Samuel Cardinal
Kanada
1'23.962 +00.604
10
Guy Barbara
Australien
1'23.972 +00.614
11
Adriano Carrazza
Brasilien
1'24.139 +00.781
12
Thomas Labouteley
Frankreich
1'26.948 +03.590

Sprintrennen

Fahrzeug:
Chaparral 2J '70
Strecke:
Watkins Glen – Langstrecke
Runden:
13
RANG Land/Fahrer ZEIT
1
Jose Serrano
Spanien
19'59.275
2
Kylian Drumont
Frankreich
+01.837
3
Takuma Miyazono
Japan
+03.340
4
Kaj de Bruin
Niederlande
+03.944
5
Pol Urra
Spanien
+03.991
6
Thomas Labouteley
Frankreich
+04.187
7
Takuma Sasaki
Japan
+04.450
8
Adriano Carrazza
Brasilien
+05.747
9
Guy Barbara
Australien
+07.025
10
Angel Inostroza
Chile
+08.970
11
Valerio Gallo
Italien
+09.932
12
Samuel Cardinal
Kanada
+51.665
Schnellste Runde:
Pol Urra Spanien 1'29.481

Großes Finale

Fahrzeug:
Gran Turismo Red Bull X2019 Competition
Strecke:
Daytona – Straßenkurs
Runden:
30
RANG Land/Fahrer ZEIT PUNKTE
1
Pol Urra
Spanien
43'31.336 6
2
Jose Serrano
Spanien
+00.757 5
3
Kylian Drumont
Frankreich
+01.711 4
4
Takuma Miyazono
Japan
+03.430 3
5
Valerio Gallo
Italien
+03.938 2
6
Guy Barbara
Australien
+04.560 1
7
Angel Inostroza
Chile
+07.061 0
8
Thomas Labouteley
Frankreich
+07.569 0
9
Kaj de Bruin
Niederlande
+09.816 0
10
Adriano Carrazza
Brasilien
+10.254 0
11
Takuma Sasaki
Japan
+10.341 0
12
Samuel Cardinal
Kanada
+20.680 0
Schnellste Runde:
Jose Serrano Spanien 1'23.434

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